Eduard Mörike war schon zu Lebzeiten eine umstrittene Gestalt. Die einen sehen in ihm den biedermeierlichen Idylliker, der selbstgenügsam in Abgeschiedenheit lebte und dichtete. Die anderen bewundern die Individualität und Vielfalt seines lyrischen Schaffens. Das Werk Mörikes lässt sich keiner literarischen Richtung eindeutig zuordnen. Es ist an der Vergangenheit orientiert, z.B. der griechisch-römischen Antike, besitzt Züge der Klassik und Romantik und geht doch in den Formen und Inhalten eigene Wege. Zugleich finden sich in den Texten Ansätze des modernen Weltempfindens: das Ausgeliefertsein an ein rätselhaftes Dasein, dessen Sinnhaftigkeit sich nicht erschließt, an Zwänge und Unfreiheit.
Wer war dieser Solitär, der als 39-Jähriger den ungeliebten Beruf des Geistlichen aufgab, weil sein Herz von früh an einzig der Dichtkunst gehörte? Wie verhielt er sich gegenüber den großen Umbrüchen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft, die seine Lebenszeit prägten?
Der 150. Todestag in diesem Jahr ist Anlass, an den heute zu Unrecht weitgehend vergessenen Poeten, seine Persönlichkeit und seine durch Musikalität ausgezeichnete poetische Kunst zu erinnern und beides zu würdigen.
Thomas Berger ist Theologe und arbeitete als Gymnasiallehrer.
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